Berlin, 18.12. 2022: Die Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt (KOP Berlin) blickte am 10.9.22 auf 20 Jahre Kampf und Empowerment gegen Rassismus in Polizei und Justiz zurück. Zu diesem Anlass haben wir gemeinsam mit Betroffenen, Aktivist*innen und Wegbegleiter*innen zurück- und voraus geschaut. Nun gibt es den Mitschnitt unsers Geburtstags auf YouTube.
Als KOP Berlin im November 2002 gegründet wurde, sprach noch niemand über die rassistische Gewalt und Schikane der Polizei gegenüber Schwarzen Menschen und Personen of Colour in der Hauptstadt, geschweige denn über Institutionellen Rassismus in deutschen Strafverfolgungsbehörden. Dabei gab es bereits zahlreiche Berichte von Betroffenen, die detailliert Auskunft gaben über das Ausmaß ihrer Entrechtung im Kontakt mit Polizist*innen. Hier war die Rede von rassistischen Personenkontrollen, der Verletzung von Bürger*innenrechten, unverhältnismäßiger Gewalt und Tötung. Die Definitionsmacht über das, was tatsächlich geschehen war, behielt jedoch stets die Polizei: So wurden Opfer zu Täter*innen kriminalisiert und nicht selten Betroffene wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte oder Beleidigung in Strafverfahren verurteilt. „Die sozialen, psychischen und körperlichen Folgen für die Opfer rassistischer Polizeigewalt sind dabei meist schwerwiegend“, sagt Biplab Basu, Gründungsmitglied von KOP.
KOP Berlin startete als Rechtshilfefonds und ermöglicht bis heute zahlreichen Betroffenen, sich im Gericht gegen die Lügen der Polizei zu wehren. Bereits 2005 wurde die erste Sammlung von Betroffenen-Berichten im Berliner Abgeordnetenhaus veröffentlicht; bis heute dokumentiert die Chronik rassistischer Polizeigewalt in Berlin über 250 Vorfälle und ist das einzige systematische Monitoring zu dem Thema in Deutschland (https://kop-berlin.de/chronik).
KOP ist seit ihrer Gründung getragen durch ehrenamtliche Aktivist*innen, die sich an der Seite von Betroffenen, Freund*innen und Hinterbliebenen gegen rassistische Polizeigewalt wehren. Die Kampagne unterstützte die Familien von Dennis „Jockel“ (erschossen 2008 von einem Berliner Polizist in Neuruppin), Sliman Hamade (getötet durch Fesselung 2010 in Schöneberg) und Hussam Fadl (erschossen 2016 von einem Polizist in einer Geflüchtetenunterkunft in Moabit).
KOP setzte sich immer für aktive Solidarität mit Betroffenen auf der Straße ein und informiert bis heute auf Infoveranstaltungen, Kundgebungen und Demonstrationen über Möglichkeiten der Intervention. Publikationen und zahlreiche internationale, nationale und lokale Veranstaltungen brachten Polizeirassismus in Berlin und Deutschland in das Bewusstsein von Berliner*innen, Journalist*innen und Parlamentarier*innen.
KOP hat gemeinsam mit Betroffenen, antirassistischen Projekten und Aktivist*innen zahlreiche Initiativen gestartet, um die Dimensionen rassistischer Polizeigewalt in Berlin offenzulegen, aktive Solidarität zu zeigen und Polizist*innen für ihr rassistisches Handeln zur Rechenschaft zu ziehen: Solibündnis Slieman Hamade; Ban! Racial Profiling – Gefährliche Orte abschaffen! und Gerechtigkeit für Hussam Fadl Death in Custody: Aufklärung der Todesumstände in Gewahrsam jetzt!; Sei stark im Umgang mit der Polizei, Kein Generalverdacht, Go film the police und Arbeitskreis Schutzräume Sichern! Dokumentation rassistischer Polizeigewalt in der Jugendhilfe.
Das Ziel von KOP ist seit 20 Jahren das Gleiche: „Die Wahrheit zu rassistischer Polizeigewalt vom Kopf zurück auf die Füße stellen, den Mythos von neutraler Polizei und Justiz durchbrechen und gemeinsam mit Betroffenen Rassismus in Polizei und Justiz aktiv entgegentreten“, so Biplab Basu.