mit einem Betroffenen des Kölner NSU-Nagelbombenanschlags / Mouctar Bah, „Initiative in Gedenken an Oury Jalloh“ /
Karen Taylor, „Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland“ / Moderation: Juliane Karakayali
Nicht immer ist der rassistische Gehalt institutionellen Handelns so offensichtlich, wie am vergangenen Silvester am Kölner Hauptbahnhof. Die Kölner Polizei setzte die Praxis des „racial profiling“ selbstbewusst in Szene: Sie kontrollierte mehrere hundert Männer nur aufgrund ihres Aussehens, hielt sie über Stunden fest und belegte sie mit dem Begriff „Nafris“ — Polizeijargon für „Nordafrikanische Intensivtäter“.
Rassismus wirkt durch die gesellschaftlichen Institutionen, in deren Funktionsweisen er eingelassen ist. Das ist tückisch. Denn so werden rassistische Strukturen im gesellschaftlichen Leben verankert und ständig reproduziert. Dabei ist nicht entscheidend, ob seine Akteur*innen absichtsvoll handeln. Oft scheinen sie dies aus einer unsichtbaren Logik heraus zu tun.
Deshalb sind es meist erst die von Rassismus Betroffenen selbst, die diese Strukturen in ihren Kämpfen sichtbar werden lassen. Damit schaffen sie die Voraussetzung für Kritik und Ansatzpunkte zur Überwindung von strukturellem Rassismus.
In dem Podiumsgespräch berichtet ein Betroffener des Kölner NSU-Nagelbombenanschlags aus der Initiative „Keupstraße ist überall“, wie die Keupstraßen-Bewohner*innen bei den Ermittlungen kollektiv stigmatisiert und kriminalisiert und gleichzeitig mit ihrer Analyse, die auf eine Urheberschaft von Nazis verwies, zum Schweigen gebracht wurden.
Mouctar Bah ist als Freund von Oury Jalloh Mitbegründer der „Initiative in Gedenken an Oury Jalloh“. Jalloh verbrannte am 7. Januar 2005 gefesselt in einer Dessauer Polizeizelle. Bis heute ist dafür niemand zur Rechenschaft gezogen worden, obwohl sich die Hinweise auf einen Mord mehren. Dass der Fall aber noch mehr als zwölf Jahre später internationale Aufmerksamkeit erfährt, liegt nicht zuletzt an der unermüdlichen Initiative, die das Sprechen über institutionellen Rassismus in Deutschland mit verändert hat.
Karen Taylor arbeitet seit 2016 für die „Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland“ (ISD) zum Thema Polizeigewalt und koloniale Erinnerungskultur.
Die Veranstaltung wird moderiert von Juliane Karakayali, die, an der Evangelischen Hochschule Berlin zu Migration, Rassismus, Geschlechterforschung und feministischer Theorie forscht und aktiv im Tribunal ‚NSU-Komplex auflösen‘ ist.
Veranstalter: Kölner Forum Tribunal ‚NSU-Komplex auflösen‘ mit Unterstützung der Akademie der Künste der Welt Köln und der Forschungsstelle für interkulturelle Studien der Universität zu Köln
Infos hier:
http://nsu-tribunal.de/event/sprechen-wir-ueber-rassismus-und-polizeigewalt/