GedenkenNicht kategorisiertPolizeigewaltRacial ProfilingStellungnahmeTodesfallStellungnahme zum tödlichen Polizeieinsatz in Oldenburg – Gerechtigkeit für Lorenz!

Am frühen Sonntagmorgen wurde der 21-jährige Lorenz in der Oldenburger Innenstadt von der Polizei erschossen. Er wurde mehrfach getroffen – ein Schuss in den Kopf, ein Schuss in den Oberkörper, ein Schuss in die Hüfte und ein 4. Schuss hat Lorenz Oberschenkel gestreift. 

Wir trauern mit den Freund*innen und Angehörigen von Lorenz. Lorenz wird als lebensfroher Mensch voller Energie beschrieben. Jetzt ist er tot – getötet von einer Institution, die vorgibt, uns zu schützen. Doch wer mindestens drei Schüsse von hinten abgibt, hat kein Interesse daran, Menschenleben zu schützen.

Nun konstruiert Die Polizei – wie so oft – ein haltloses Narrativ, das Lorenz kriminalisiert und entmenschlicht: Lorenz soll „bedrohlich“ gewirkt haben, obwohl Augenzeug*innen keine Warnrufe hörten – sondern nur Schüsse. Die Polizei spricht von Notwehr, die Autopsie und Zeug*innen widersprechen jedoch der offiziellen Darstellung.

Ein „Messer-Angreifer“ soll er gewesen sein, obwohl keinerlei Beweise für ein Messer existieren. Hussam Fadl, Lamin Touray, Mouhamed Lamine Dramé – sie alle sollen plötzlich ein vermeintliches Messer bei sich getragen haben, bevor die Polizei sie tötete. Wir wehren uns gegen diese Täter-Opfer Umkehr, die seit Jahrzehnten strategisch genutzt wird, um Betroffene zu diffamieren und rassistische Gewalt zu legitimieren. Die Tötung von Lorenz war keine Notwehr – das war eine Hinrichtung.

Und jetzt soll ausgerechnet die Polizeiinspektion Delmenhorst ermitteln – jene Polizeibehörde, in deren Gewahrsam vor vier Jahren der 19-jährige Qosay Khalaf starb. Bis heute sind die Umstände seines Todes ungeklärt. Wenn rassistische Mörder gegen rassistische Mörder ermitteln, ist eine unabhängige Aufklärung unmöglich.

Lorenz ist kein Einzelfall. Schwarze und migrantische Menschen erleben tagtäglich rassistische Polizeigewalt – durch verdachtsunabhängige Kontrollen, den Einsatz lebensbedrohlicher Schmerzgriffe und entwürdigende Misshandlungen, die zu oft tödlich enden. Lorenz ist die 11. Person, die allein in diesem Jahr durch die Polizei ums Leben kam. 2024 waren es 22 – so viele wie seit über 40 Jahren nicht mehr.

Die Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt ist sich sicher:

Dies ist die Folge eines unterdrückerischen Systems, das rassistische Gewalt legitimiert, vertuscht und verharmlost. Folge staatlicher Institutionen, die Hand in Hand arbeiten, tagtäglich Gewalt gegen marginalisierter Gruppen ausüben und Täter*innen in Uniform schützen. Die Polizei hält als Repressionsbehörde bestehende Herrschaftsverhältnisse aufrecht, schützt imperalistische Machtinteressen und stellt keine Sicherheit für uns dar. Polizist*innen werden fast nie verurteilt, unabhängig davon, welche brutalen Gewalttaten sie verüben.

Daher fordert KOP:

  • eine unabhängige, lückenlose und öffentliche Aufklärung des tödlichen Polizeieinsatzes in Oldenburg
  • Transparenz, statt Schweigen und medialer rassistischer Hetze
  • eine Staatsanwaltschaft, die ihrer Verantwortung uneingeschränkt nachkommt und sämtliche notwendigen Ermittlungen umfassend und mit Nachdruck führt
  • bundesweit unabhängige Beschwerdestellen mit eigener Ermittlungsbefugnis jenseits der Polizei
  • juristische Konsequenzen für die Täter – kein Schlussstrich
  • Gerechtigkeit für Lorenz! 

Wir stehen solidarisch an der Seite von Lorenz’ Familie und seinen Freund*innen. Wir unterstützen die Bündnisse vor Ort bei ihrer Forderung nach Aufklärung, bei der Finanzierung der Beerdigung und bei der Organisation des Protests.

Gegen das Vergessen. Gegen den rassistischen Normalzustand. Für Lorenz.

KOP Berlin

24. April 2025